Die 12 Stufen des Burnout-Syndroms nach Freudenberger geben Aufschluß
Das 12-Phasen-Modell von Herbert Freudenberger und Gail North gibt Aufschluss über charakteristische Verhaltensweisen, weist auf eine mögliche Gefährdung hin und regt zur Selbstreflexion an:
Der Betroffene geht mit große Begeisterung an seine Arbeit und stellt dabei hohe Erwartungen an sich selbst. Sein Perfektionismus wandelt sich in Zwang. Er überschätzt sich und mutet sich zu viel zu. Er stellt die eigenen Bedürfnisse zurück und übersieht seine Grenzen.
Freiwillige Mehrarbeit, unbezahlte Überstunden, Arbeit an Feiertagen, Wochenenden und im Urlaub prägen diese Zeit. Es entsteht das Gefühl, unentbehrlich zu sein. Aufgaben zu delegieren ist nicht möglich.
Beginnende Schlafstörungen bei gleichzeitigem Mehrkonsum von Kaffee, Nikotin, Aufputschmittel. Eigene Bedürfnisse werden vernachlässigt.
Hobbys werden aufgegeben, eigene Bedürfnisse verleugnet. Fehler im Arbeitsalltag häufen sich. Es kommt zu Energiemangel und Schwächegefühlen.
Der Betroffene stumpft ab. Seine Aufmerksamkeit ist gestört. Private Kontakte werden als belastend empfunden. Es beginnen ernste Probleme in der Partnerschaft.
Es entsteht eine Widerwille, täglich zur Arbeit zu gehen. Durch das Gefühl mangelnder Anerkennung und Desillusionierung beginnt die innere Kündigung, verbunden mit vermehrten Fehlzeiten und unpünktlichem Arbeitsbeginn oder -ende. Intoleranz und erstarrte Flexibilität prägen Denken und Verhalten.
Innere Leere entsteht bei zunehmender zynischer Haltung. Partner und Familie werden als Belastung erlebt. Der Betroffene ist orientierungs- und hoffnungslos und sucht Ersatzbefriedigung durch Spielen, Drogen, Sex, Essen oder Alkohol. Die kognitiven Leistungen lassen nach, begleitet von der Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Körperliche Reaktionen wie Bluthochdruck und Herzrasen treten auf.
Beginnende Einsamkeit, Selbstmitleid mit abweisender Reaktion auf besorgte Zuwendung. Es folgt Dienst nach Vorschrift mit geringer Produktivität. Sowohl Kritik als auch Zuwendung werden als Angriff gewertet. Das soziale Leben ist stark eingeschränkt und persönliche Anteilnahmen sind kaum noch möglich. Gleichgültigkeit und das Gefühl der Sinnlosigkeit treten auf.
Die innere Leere nimmt zu; der Betroffene funktioniert nur noch automatisch. Er nimmt sich selbst kaum noch wahr (Depersonalisierung). Bei ihm entsteht das Gefühl der Entfremdung. Psychosomatische Reaktionen verstärken sich.
Der Betroffene wechselt zwischen schmerzhaften Emotionen und dem Gefühl des inneren Abgestorbenseins. Zugleich können Panikattacken und Angst vor Menschen zunehmen, was zu verstärkter Einsamkeit, Eigenbrötelei und negativer Lebenseinstellung führt. Es kommt zum Teil zu exzessiven, oft vergeblichen Versuchen, Befriedigung durch Kaufrausch, Essattacken oder Sex zu erlangen.
Hoffnungslosigkeit, Selbsthass, existenzielle Verzweiflung, Erschöpfung und der unbändige Wunsch nach Dauerschlaf dominieren diese Stufe. Depressionen entstehen. Die ersten Selbstmordgedanken treten auf.
Die geistige, körperliche und emotionale Erschöpfung ist lebensgefährlich -> es kommt zum Zusammenbruch. Die Selbstmordgefahr steigt rapide. In dieser Phase befindet sich der Betroffene in einem Zustand, der einen absoluten Notfall darstellt und er muss sofort in ärztliche Behandlung!
Die einzelnen Stufen zeigen sich nicht immer eindeutig. Sie können überlappen oder ineinander übergehen.
© 2024 Dr. Katrin Wontorra - Praxis für Stressmanagement